Nur wenige Touristen aus dem Ausland haben die kleine Insel Astypalea, die zwischen Dodekanes und Kykladen liegt, bisher für sich entdeckt. Noch kommen vor allem Griechen zu Besuch auf dieses weitgehend unbekannte Juwel der Ägäis. Doch wer ein Stück ursprüngliches Griechenland erleben will, ist hier genau richtig. Die schmetterlingsförmige Insel in der südlichen Ägäis ist (noch) ein echter Geheimtipp!
Auf den ersten Blick erscheint die Landschaft der griechischen Insel Astypalea karg, doch sieht man genauer hin, entdeckt man hohe Berge, grüne Täler, einsame Klöster und kleine Kirchen auf dem Land, Höhlen, Fjorde und Dutzende von ursprünglichen Stränden. Über allem hängt betörend der Duft von Kräutern – Oregano, Salbei und Thymian wachsen wild an jeder Ecke.
Asty… – was?
Spricht man von Astypalea, schaut man oft in fragende Gesichter. Kaum einer hat schon mal was von der griechischen Insel gehört. Noch dazu sorgen die verschiedenen Schreibweisen für Verwirrung: Astypalea, Astipalaia, Astipalia oder gar Astropalia. Gemeint ist jedoch das gleiche schöne Fleckchen Erde…
Astypalea – Inselliebe auf den ersten Blick
Astypalea ist eine ganz besondere Insel – sie hat sich schon wenige Stunden nach meiner Ankunft direkt in mein Herz geschlichen. Nämlich genau in dem Moment, als ich am Morgen nach der langen Fährüberfahrt von Athen die blauen Fensterläden meines Appartments öffne. Vor mir liegt friedlich die Bucht von Péra Gialós, dahinter steigen die idyllischen Gassen der Chóra steil an. Hoch oben über dem Meer thront die venezianische Burg und eine Reihe von Windmühlen krönt den Bergrücken. Sie verleihen dem Städtchen sein charakteristisches Aussehen, eine Silhouette, die man aus tausenden heraus sofort wiedererkennt. Ich könnte stundenlang auf dem Balkon meiner Ferienwohnung sitzen und den Anblick in mich aufsaugen. Und je mehr ich von Astypalea sehe, desto mehr verliebe ich mich. Denn die Insel ist eine natürliche Schönheit.
Der Schmetterling der Ägäis
Die Griechen nennen Astypalea auch “Pataloudo” – Schmetterling. Eingebettet zwischen den Kykladen auf der linken Seite und den Inseln des Dodekanes rechter Hand, liegt die Insel da, wie ein Schmetterling, der seine Flügel auf der blau schimmernden Ägäis ausgebreitet hat. Und das ist durchaus wortwörtlich zu verstehen: Denn Astypalea besteht aus zwei Teilen, deren Form einem Schmetterling gleicht. An der engsten Stelle bei Stenós sind seine Flügel durch eine nur 105 m breite Landzunge verbunden. Exo Nisí und Mésa Nisí, also äußere und innere Insel, so heißen die Flügel des Schmetterlings.
Klasse statt Masse
Astypalea ist keine Insel für den typischen Pauschaltouristen – und das ist auch gut so. Die ca. 1.200 Bewohner sind eng mit ihren Traditionen und ihrer Heimat verwurzelt. Kein Wunder, dass Astypalea daher auf sanften, alternativen Tourismus setzt.
Große All-Inclusive-Hotels sucht man zum Glück vergeblich. Stattdessen gibt es meist familiengeführte, liebevoll eingerichtete Boutique Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, in denen man sich sofort zuhause fühlt. Die meisten bieten einen atemberaubenden Blick auf die Chóra. Für individuell Reisende hat die Schmetterlingsinsel viel zu bieten. Alternativer Tourismus heißt das Stichwort. Aktivitäten wie Wandern, Klettern, Mountain Biking und Wassersportarten wie Tauchen, Windsurfen oder Angeln liegen im Trend.
Warum Dich Astypalea mitten ins Herz trifft
Zum einen ist da die unglaubliche Gastfreundlichkeit – auf Astypalea habe ich mich so willkommen gefühlt wie selten. Es ist das Gefühl anzukommen, sich gleich zu Hause zu fühlen auf dieser kleinen Insel in der Ägäis. Zum anderen ist es die Nähe zur Natur, die Einfachheit – ohne die Hektik des Alltags, wie wir ihn kennen. Die Bewohner von Astypalea scheinen mit ihrem Leben rundum zufrieden zu sein. Und ich glaube, das ist ansteckend!
Außerdem heißt es, die Insel habe eine ganz spezielle Energie. Vielleicht ist auch da etwas Wahres dran – denn sogar nach wenigen Stunden Schlaf (schließlich wird spät gegessen und viel getrunken, wo ein paar Leute zusammenkommen, ist gleich ein Fest…) fühle ich mich erstaunlich erholt. Ich habe das Gefühl, mich besser konzentrieren zu können und mehr bei mir zu sein. Deshalb schlägt mein Herz automatisch ein bisschen schneller, wenn ich an meine Reise nach Astypalea zurückdenke…
Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten auf Astypalea
Die schönsten Strände von Astypalea
Was wäre ein Griechenland-Urlaub ohne Strand? Sogar als ich Ende April auf Astypalea bin, kann man schon baden. Das Meer ist kühl, aber nicht kalt, so dass ich es mir nicht nehmen lasse, schwimmen zu gehen. Astypalea bietet Dutzende von schönen Stränden. An einigen findet man die ein oder andere Taverne, viele abgelegene Strände sind aber einsame Buchten, die man mit etwas Glück sogar für sich alleine hat. Zentral gelegen und zu Fuß zu erreichen ist der Strand von Péra Gialós. Auch der Tamarisken gesäumte Strand von Livadi ist von der Chóra aus mit einem Spaziergang anzusteuern – allerdings ist der Rückweg mit seinem steilen Aufstieg etwas beschwerlich.
Die meisten Strände sind am besten mit dem Mietwagen oder einem Roller zu erreichen. Im Sommer gibt es auch eine Buslinie, die einige der Strände ansteuert. Beliebt ist der Plákes Strand in der Nähe von Stenós, der engen Landzunge, die die beiden Schmetterlingsflügel der Insel miteinander verbindet. Auch Stenós selbst ist von zwei Stränden umsäumt. Weitere schöne Strände findet man im Fischerdorf Maltezána oder in Vátses. Mein Favorit ist der Strand von Agios Konstantinos mit der gleichnamigen kleinen Kirche. Von diesem Kiesstrand mit seinem kristallklaren Wasser und den Schattenplätzchen unter Tamarisken hat man einen fantastischen Blick auf die Chóra. Im Sommer sind eine Beach Bar und eine schöne Taverne in Betrieb.
Die Chóra, das fotogene Herz von Astypalea
Wie auf vielen griechischen Inseln gliedert sich der Hauptort von Astypalea in den Hafenbezirk Skala und die Oberstadt Chóra, die das Herz der Insel ist. Der Dorfplatz mit den acht Windmühlen ist der Mittelpunkt des Insellebens. Von hier aus schlängelt sich das Labyrinth der steilen schneeweißen Gassen und Treppen den Hügel hinauf bis zur Festung. Ein Fotomotiv reiht sich an das nächste.
Unterhalb der Chóra liegt der Stadtteil Péra Gialós. Ein kleiner Kiesstrand lädt zum Baden ein, Bäume spenden Schatten und in den Tavernen duftet es verlockend nach griechischen Leckereien. Immer mit dabei – ein atemberaubenden Ausblick auf das Meer und die darüber thronende Festung.
Die Burg von Astypalea
Die Geschichte von Astypalea ist wie die vieler anderer griechischer Inseln bewegt: In früheren Zeiten gaben sich die Eroberer und Plünderer die Klinke in die Hand. Zur Verteidigung gegen die Eindringlinge wurden Burgen und Festungen errichtet: Hoch oben am Berg, 130 Meter über dem Meer, thront die Festung von Astypalea und verleiht der Insel ihr unvergleichliches Gesicht. Was man heute dort oben sieht, sind die Überreste einer venezianischen Burg, erbaut im Jahr 1413 von der Querini Familie. Doch darunter befinden sich noch deutlich ältere Ruinen: Laut Archäologen stammen Überreste sogar aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. Was bedeuten würde, dass die Venezianer ihre Festung auf den Mauern einer byzantinischen Burg erbauten, die wiederum auf den Überresten einer römischen Festung entstand!
Noch bis 1948 war die Festung bewohnt, zu ihrer Blütezeit sollen auf diesem begrenzten Raum über 1.000 Menschen gewohnt haben. Um diese auf dem wenigen verfügbaren Platz zu beherbergen, wurde bis zu drei Stockwerke in die Höhe gebaut. Eng an eng standen die kleinen Häuser. Zwei Verteidigungstürme sollten die Bewohner schützen. Einer davon steht direkt oberhalb des Portaítissa Klosters und wird Sarái genannt. Diesen Namen verdankt der Turm seiner Geschichte: Er beherbergte den ottomanischen Befehlshaber während der türkischen Besatzung. Der zweite Turm befindet sich am Tor der Festung und ist Teil des Komplexes der Panagia-Kirche.
Rundgang durch die Festung
Die Festung von Astypalea solltest Du Dir unbedingt anschauen – und vor allem die Aussicht von dort genießen. Der Aufstieg durch die steilen Gassen der Chorá ist schweißtreibend. Es gibt nur ein einziges enges Eingangstor, durch ein Gewölbe betritt man die Festung. Darüber erhebt sich die Kirche Panagia of the Castle mit ihrer weithin sichtbaren hellblau leuchtenden Kuppel. Südlich davon liegt die zweite Kirche Agios Georgios, deren Kuppel dunkelblau erstrahlt. Gut erhalten sind lediglich die beiden Kirchen und einige weitere Gebäude, doch der Rest liegt in Trümmern. Nicht zuletzt wegen eines großen Erdbebens im Jahr 1956, sondern auch weil die Baustoffe der alten Häuser genutzt wurden, um neue zu bauen.
Die Windmühlen und der Dorfplatz von Astypalea
Mindestens genauso charakteristisch für Astypalea wie die Festung sind die acht Windmühlen. Auf dem Sattel zwischen den beiden Bergen der Chora gelegen, konnten sie die Kraft des Windes optimal nutzen, um Getreide zu mahlen. Sie wurden restauriert, ihre Mauern erstrahlen frisch geweißelt, die Dächer leuchten in tiefem Dunkelrot. Acht Windmühlen stehen dort und markieren gleichzeitig auch den zentralen Platz Astypaleas, an dem sich das Leben abspielt. Hier findest Du Restaurants, Bars, Cafés und kleine Geschäfte. In der letzten Mühle ist sogar ein kleiner Supermarkt untergebracht, in einer anderen findest Du eine Bücherei.
Mein Lieblingsplatz: Der Aussichtspunkt bei der alten Mühle
Auf einem Bergrücken gegenüber der Chóra liegt die alte Windmühle Paliómylos. Über eine Schotterpiste fahre ich mit dem Mietwagen die Serpentinen hinauf, auf einer Seite der Abgrund. Steine spritzen mit einem lauten „Plopp!“ zur Seite. Gut, dass es hier nur selten Gegenverkehr gibt!
Als ich bei der alten Mühle aus dem Auto steige, zerrt der Wind an meinen Haaren, es ist richtig frisch. Was für ein einmaliger Ausblick auf die Chóra! Winzig klein liegen die Windmühlen mit ihren roten Dächern unter mir. Auf der anderen Seite breitet sich die zerklüftete Küstenlinie von Astypalea vor mir aus. Das Meer ist tiefblau, unzählige Buchten und Inseln erinnern an eine Fjordlandschaft. Hinter mir höre ich Glöckchen leise klingeln: Am Berghang suchen Ziegen nach Futter. Und werden fündig bei den wilden Kräutern, deren Duft auch hier oben allgegenwärtig ist. Auch das Osterfeuerwerk, bei dem Ober- und Unterdorf miteinander um das schönere Feuerwerk wetteifern, schaue ich mir von der alten Windmühle aus an. Fast 20 Minuten lang erhellen die Feuerwerkskörper die Nacht, dazu trägt der Wind das Läuten der Kirchenglocken gedämpft bis hier hoch.