Usedom, die zweitgrößte Insel Deutschlands, lockt nicht nur Kurgäste in die traditionsreichen Kaiserbäder, sondern ist auch ein beliebtes Ferienziel für Familien. Und die Sonne meint es gut mit der Ostseeinsel: Durchschnittlich 1900 Sonnenstunden im Jahr haben Usedom den Beinamen „Sonneninsel“ eingebracht. Und auch bei meinem Aufenthalt Anfang Mai strahlt die Sonne von einem leuchtend blauen Himmel.
Bereits im 19. Jahrhundert während der Gründerzeit entstanden auf Usedom zahlreiche Seebäder, sie legten den Grundstein für den Tourismus auf der Insel. Aus dieser Zeit stammen auch zahlreiche Villen im Stil der Bäderarchitektur, die auch heute noch den Charme der Kaiserbäder ausmachen. Bekanntestes Wahrzeichen dürfte die Seebrücke in Ahlbeck sein, die ebenfalls im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Doch was die Badegäste wohl am meisten lieben ist der breite, feine Sandstrand an der Ostseeküste – von Peenemünde bis ins polnische Swinemünde erstreckt er sich über 42 km Länge. Kein Wunder also, dass die Küste Usedoms auch als Pommersche Riviera bekannt ist.
Meine Reisebegleitung ist eine sehr gute Freundin. Drei Tage haben wir auf Usedom, uns erwartet ein verlängertes Wochenende auf der Ostseeinsel. Ein Kurzurlaub, bei dem wir möglichst viel sehen wollen, aber bei dem auch die Entspannung nicht zu kurz kommen soll.
Kurzurlaub auf Usedom: Tag 1
Es ist fast 15 Uhr, als wir nach einer langen Anfahrt mit einigen Staus und Zwischenübernachtung in Potsdam endlich auf Usedom ankommen. Wir checken in unserem Hotel ein und sind begeistert von der historischen Villenarchitektur. Doch wir stellen nur kurz das Gepäck ab und machen uns frisch – es zieht uns natürlich sofort an den Strand.
Kaiserbad Heringsdorf
Wir machen uns auf den Weg in Richtung Ostsee. Heringsdorf wird auch als das Nizza des Ostens bezeichnet, prachtvolle Villen prägen das Kaiserbad. Heringsdorf ist ein Kurort, das spürt man auch am Publikum. Im Kurpark wird Musik dargeboten, die älteren Semester schunkeln mit – das ist so gar nicht unser Fall, also lassen wir die Geräuschkulisse schnell hinter uns und gehen zum Strand. Kleine Wellen plätschern gegen den feinen Sandstrand, viele der Strandkörbe sind von Sonnenanbetern belegt. Strandspaziergänger schlendern am Meer entlang, alles scheint auf den Beinen zu sein, um die wärmenden Sonnenstrahlen einzufangen. Über eine Treppe gelangen wir auf die Seebrücke von Heringsdorf. Mit 508 m ist sie die längste Seebrücke Deutschlands. Zahlreiche Geschäfte laden hier zum Bummeln ein. Doch bei dem wunderschönen Wetter genießen wir lieber einen Eisbecher beim Italiener am Ende der Seebrücke mit Blick auf die in der Sonne funkelnde Ostsee.
Bootstour entlang der Ostseeküste
Neben dem Italiener befindet sich auch ein Kiosk der Adler Schiffe. Hier bekommst Du direkt die Tickets für eine Bootstour. Und wir haben Glück: In wenigen Minuten startet die Happy Hour Bootstour zur Steilküste Usedoms. Das klingt verlockend: In der Nachmittagssonne auf der Ostsee herum schippern und dabei einen leckeren Longdrink schlürfen. Viele Getränke sind zum halben Preis zu haben. Die Bootstour führt uns zu den Kaiserbädern Ahlbeck und Bansin, wir passieren die 60 m Hohe Steilküste bei Koserow. Die Seeluft weht uns um die Nase, der Wind ist frisch und wir sind froh um unsere wetterfesten Jacken. Die Bootstour ist ein perfekter Start in unseren Kurzurlaub.
Abendessen auf der Seebrücke von Usedom
Wieder zurück auf der Seebrücke von Heringsdorf macht sich Hunger bemerkbar, unser Mägen knurren um die Wette. Wir entscheiden uns für den Italiener direkt auf der Seebrücke, bei dem wir ja schon am Nachmittag saßen. Und es wird ein schöner Abend bei leckerer Pasta mit Blick auf die Ostsee, die in der untergehenden Sonne und später zur Blauen Stunde in den schönsten Orange- und Blautönen vor uns liegt.
Kurzurlaub auf Usedom: Tag 2
Gut ausgeruht beginnen wir den zweiten Tag auf Usedom mit einem ausgiebigen Frühstück in unserem Hotel. Es ist während unseres Wochenendurlaubs unser einziger voller Tag, den wir auf der Ostseeinsel verbringen. Dementsprechend wollen wir diesen auch so gut es geht nutzen und auf Entdeckungstour gehen.
Strandspaziergang nach Ahlbeck
Am Strand angekommen, reißen wir uns Schuhe und Socken von den Füßen. Auch wenn es noch frisch ist, zumindest der große Zeh muss in die Ostsee! Wir beginnen unsere Strandwanderung an der Seebrücke Heringsdorf und lassen schnell die unschöne „Werbetafel“ an hinter uns. Ungefähr 3 km sind es von Heringsdorf bis zum Seebad Ahlbeck. Es tut gut, den Sand und das kalte Meerwasser zu spüren. Nach kurzer Zeit habe ich mich an die 11° kalte Ostsee gewöhnt. Ein paar mutige Kids planschen sogar im Wasser. Wieder tummeln sich viele Besucher am Strand der Ostsee. Schließlich ist ja auch Fronleichnam und der Feiertag bietet sich für einen Abstecher ans Meer an. Schon bald nähern wir uns Ahlbeck. Kurz bevor wir die Seebrücke erreichen, kommen wir an ein Fischerboot, das am Strand liegt und ein schönes Fotomotiv abgibt. Doch die berühmte Seebrücke von Ahlbeck ist der eigentliche Star.
Seebrücke Ahlbeck
Sie ist die älteste Seebrücke in Deutschland und war wiederholt Filmkulisse. Am bekanntesten dürfte der Loriot-Film „Pappa ante Portas“ sein, für den die Ahlbecker Seebrücke ebenfalls Drehort war. Diesem Film hat sie übrigens zu verdanken, dass sie wieder weiß gestrichen wurde. Möwen und andere Seevögel kreisen über unseren Köpfen, Passanten werfen Brot in die Luft, um sie zu füttern. Wir gönnen uns eine kurze Ruhepause im Restaurant auf der Seebrücke bevor wir durch den Ort schlendern.
Mit dem Rad unterwegs auf Usedom
In Ahlbeck befindet sich eine der vielen Stationen von Usedomrad und wir schwingen uns auf die Räder. Das flexible Fahrrad-Verleihsystem der Ostseeinsel gehört zu Nextbike. Für die Nutzung muss man sich registrieren, der Preis pro Tag ist 9 EUR.
Wir fahren in Richtung polnische Grenze. Dort soll irgendwo das Sandskulpturen Festival von Usedom sein. Kurz vor dem Grenzposten werden wir fündig: In riesigen Zelten warten die Kunstwerke aus Abermillionen von Sandkörnern auf Besucher. Das Motto dieses Jahr ist „Reise um die Welt“. Die filigranen Sandskulpturen faszinieren mich und wir halten uns länger auf als gedacht. Nachdem wir uns mit leckerem Apfelkuchen gestärkt haben, steigen wir wieder auf die Räder. Nur wenige Meter weiter überqueren wir schon die Grenze nach Polen.
Radtour nach Polen: Swinemünde (Świnoujście)
Wir radeln durch die Stadt, überall locken Schilder mit Schnäppchenpreise die zahlreichen Shopping-Touristen. Nach kurzer Zeit gelangen wir zum Hafen. Eine Fähre und etliche große Containerschiffe liegen vor Anker, die Hafenstadt ist der bedeutendste Umschlagplatz von Polen und an der Ostseeküste. Idyllischer ist es allerdings am Yachthafen, der einer der größten an der polnischen Ostseeküste ist. Der Radweg führt entlang der Marina von Swinemünde und wir genießen es, dort die Boote anzuschauen.
Doch Swinemünde ist auch eine Festungs- und Garnisonsstadt. Das Fort diente zum Schutz der Swine-Mündung vor feindlichen Schiffen, so dass diese nicht in den Hafen einfahren konnten. Wir folgen dem Radweg, der uns zu den Festungsanlagen Fort Zadochni und Fort Aniola (Engelsburg) bringt. Die Festungen können besichtigt werden, doch da es schon später Nachmittag ist, begnügen wir uns damit, die Forts von außen anzuschauen.
Auf dem gegenüberliegenden Ufer der Swine ist auf Wolliner Seite der Leuchtturm zu sehen. Mit über 64 m ist er der höchste Leuchtturm der Ostseeküste. Seit seiner Restaurierung im Jahr 1990 kann man die 308 Stufen erklimmen und die Aussicht über Stadt und Hafen genießen.
Wir machen einen Abstecher zum Strand. Hier ist es lange nicht so voll wie in den Kaiserbädern. Der Wind ist kühl. Kite-Surfer nutzen die kräftige Brise und tanzen auf den Wellen. Einige Strandbesucher haben sich einen Windschutz aufgebaut. Swinemünde ist eines der beliebtesten Urlaubsziele in Polen. Der Tourismus scheint zu boomen: Direkt hinter dem Strand werden hochmoderne Wohnanlagen hochgezogen.
Am lebhaften Stadtzentrum und am Kurpark vorbei kommen wir zur Europa-Promenade. Die längste Strandpromenade Europas verbindet Deutschland und Polen. Sie erstreckt sich über zwölf Kilometer von Swinemünde über Ahlbeck und Heringsdorf bis Bansin. Die Promenade verläuft hinter den Dünen durch ein Waldstück. Sie wird von Radfahrern, Joggern und Inline-Skatern rege genutzt. Früher verlief hier die streng gesicherte Grenze zwischen der DDR und Polen. Heute findest Du hier ein deutsch-polnisches Tor und der Grenzverlauf ist mit einem Strich auf dem Boden markiert. Durch Ahlbeck radeln wir zurück bis Heringsdorf, wo wir unsere Räder wieder an einer der Stationen abstellen.