Oplenac & Topola: Wo Serbiens Geschichte prunkvoll ruht

Südlich von Belgrad in der Region Šumadija liegt – umgeben von Weinbergen – die Kleinstadt Topola, über welcher weithin sichtbar der Oplenac-Hügel aufragt. Ein Aufstieg lohnt sich, denn oben erwartet Dich die Kirche des Heiligen Georg, deren opulent gestaltete Krypta das Mausoleum der Karađorđević-Dynastie beherbergt. Eine weitere Sehenswürdigkeit Topolas lässt Dich in die Geschichte Serbiens eintauchen: Im Haus von König Peter, das als Museum fungiert, findest Du Porträts und interessante Exponate aus dem Besitz der königlichen Familie sowie eine Kopie der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien im Jahr 1914. Ein Besuch des Weinfestes von Topola und des Weingutes Vinarija Aleksandrović sind der krönende Abschluss des Tages.

Die Wiege der serbischen Nation

Das Zentrum und der Südwesten Serbiens gelten als Wiege der serbischen Nation. Hier nahm der erste serbische Aufstand gegen die Osmanen seinen Anfang. Anführer des Aufstandes war Karađorđe Đorđe Petrović, auch bekannt als „Schwarzer Georg“. Er wurde zum Nationalheld Serbiens und zum Begründer der späteren serbisch-jugoslawischen Königsdynastie Karađorđević. Seine Heimat ist die Gegend von Šumadija, zur Zeit des Aufstandes (1811-1813) war Topola der Sitz Karađorđes. Daher wurde in den Jahren 1910 bis 1930 auf dem Berg Oplenac bei Topola die monumentale Kirche des Heiligen Georg errichtet, die gleichzeitig das Mausoleum der Königsdynastie Karađorđević ist und die Erinnerung an den serbischen Volkshelden wach hält.

Das Städtchen Topola und der Hügel Oplenac

Während meines Kurztrips nach Serbien im Oktober mache ich von Belgrad aus einen Tagesausflug nach Topola, um auf den Spuren der serbischen Geschichte zu wandeln. Die Kleinstadt Topola liegt an den Hängen des Berges Mali Oplenac, im Herzen der Region Šumadija, etwa 80 km südlich von Belgrad. Der Oplenac-Hügel, der über dem Ort thront, ist ein wahrer Besuchermagnet. Rund 100.000 Besucher kommen jedes Jahr, um den geschichtsträchtigen Komplex zu sehen, viele davon sind Schüler und Studenten.

Die Kirche des Heiligen Georg

Absolutes Highlight eines Ausflugs nach Topola ist die im Serbisch-Byzantinischen Stil erbaute Kirche St. Georg mit ihren fünf grünen Kuppeln und den weißen Mauern. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg auf den 347 m hohen Hügel belohnt mich der Anblick dieses Schmuckstücks für die Anstrengung. Eine Treppe führt ins Innere des Kuppelbaus. An diesem Tag sind viele Besucher und Reisegruppen unterwegs, so dass ich kurz anstehen muss. Dann trete ich ein und staune nur noch: So viel Prunk und Pracht auf einem Fleck!

Der Innenraum der St.-Georg-Kirche ist mit unzähligen Mosaiksteinchen in 15.000 Farbnuancen bedeckt. Die Glassteine stammen aus Murano bei Venedig, 60 Millionen sollen es sein! Die Mosaike sind originalgetreue Reproduktionen von mittelalterlichen Fresken aus 60 Kirchen und Klöstern in ganz Serbien. Sie bedecken insgesamt 3.570 m².

Im Südchor steht ein weißer Marmorschrein, er ist die letzte Ruhestätte von Karađorđe Đorđe Petrović (1762-1817), dem Gründer der Königsdynastie. Im Nordchor findest Du den Sarkophag von König Peter I. (1844-1921), der die Kirche erbaut hat.

Beeindruckend ist auch der gewaltige Kronleuchter aus massiver Bronze. Über 1500 Kilogramm soll er wiegen! Er hat die Form einer umgedrehten mittelalterlichen Krone und wurde aus den geschmolzenen Waffen hergestellt, die aus der Schlacht von Kajmakčalan im Ersten Weltkrieg stammen.

Die Krypta & die Gräber der Königsdynastie

Die einmaligen Mosaike setzen sich in der Krypta fort, die opulent in Goldtönen glänzt. Die Krypta beherbergt das Mausoleum der Karađorđević-Dynastie mit weiteren 27 Gräbern. Die Familie Karađorđević ist eng mit dem Schicksal Serbiens verbunden und hat es in den letzten Jahrhunderten mitbestimmt. Auch Alexander Karadjordjević, der Sohn des „Schwarzen Georg“, der Serbien von 1842 bis 1858 regierte, liegt hier begraben. Ebenso König Alexander I., der während eines offiziellen Besuchs in Frankreich ermordet wurde. Erst 2013 wurden die sterblichen Überreste von Peter II., dem letzten König von Jugoslawien in das Mausoleum von Oplenac überführt.

Das Haus von König Peter

Eine weitere Sehenswürdigkeit Topolas in unmittelbarer Nähe lässt Dich in die Geschichte Serbiens eintauchen. Während der Bauarbeiten der Kirche des Heiligen Georg und des Mausoleums lebte König Peter in dem bescheidenen Haus, um die Bauarbeiten zu überwachen. Heute findest Du im Haus von König Peter ein kleines Museum, in dem Porträts und interessante Exponate aus dem Besitz der königlichen Familie sowie eine Kopie der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien im Jahr 1914 ausgestellt werden.

Weinfest in Topola

Am Tag meines Ausfluges nach Topola gestaltet sich bereits die Anfahrt etwas schwierig: Es ist Weinfest und alle Straßen sind abgesperrt, so dass unser Kleinbus es schwer hat, durchzukommen und einen Parkplatz zu finden. Nicht nur ganz Topola scheint auf den Beinen zu sein, sondern ganze Busladungen von Besuchern strömen herbei, um die deftige serbische Küche an den zahlreichen Essens- und Verkaufsständen zu genießen und den guten Tröpfchen, die aus den umliegenden Weinbergen stammen, zu frönen.

Nach dem Besuch der Kirche des Heiligen Georg auf dem Oplenac-Hügel laufen wir durch die voller werdenden Straßen. Trauben, Wein, Liköre, Wurst, Käse, Honig, Gewürze – lokale Produkte machen einen Großteil der Stände aus, ergänzt durch Kunsthandwerk. Über allem liegt der Duft von Holzkohle und deftigem serbischem Essen, denn schließlich will auch für das leibliche Wohl gesorgt sein. In großen Töpfen köcheln schmackhafte Eintöpfe vor sich hin, an jeder Ecke brutzeln Spanferkel und sogar ein ganzer Ochse dreht sich am Spieß.

Die Weinberge rund um Topola

Schon zur Zeit der Römer wurde in der hügeligen Landschaft um Topola Wein angebaut, was sich im Mittelalter fortsetzte. Doch so richtig beginnt die Weinbau-Geschichte der Region erst mit den Karađorđevics: König Peter I. gründete 1903 einen Weinkeller. Er legte neue Weinberge mit einheimischen Rebsorten wie Prokupac, Skadarka und Žilavka  an. Sein Sohn Aleksandar erbte die Liebe zum Wein und baute 1923 erstmals internationale Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Riesling und Pinot Noir in Oplenac an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen düstere Zeiten für die Weinregion: Die Weingüter wurden verstaatlicht und zunehmend vernachlässigt. Erst in den 1990er Jahren, nach dem Ende Jugoslawiens, erfuhr der Weinbau in der Region Šumadija eine Renaissance, bei der das Weingut Aleksandrović maßgeblich beteiligt war.

Das Weingut Vinarija Aleksandrović

Nach unserem Ausflug zur Karađorđević-Gedenkstätte in Oplenac machen wir einen Abstecher zur geschichtsträchtigen Vinarija Aleksandrović in Vinca. Das Weingut liegt inmitten der sanft dahin rollenden Hügel der Šumadija, die Reihen der Weinreben zaubern geradlinige Muster auf die serbische Landschaft.

Drinnen ist es angenehm kühl, zur Begrüßung gibt es Sekt, der angenehm auf der Zunge prickelt. Und der sogar mir schmeckt, obwohl ich eigentlich Sekt nicht besonders mag! Ein kurzer Film entführt uns in die Geschichte des Weinguts Aleksandrović. Dann geht es endlich in den Weinkeller: Lange Reihen von hellen Fässern lagern hier, in ihrem Inneren reifen die guten Tröpfchen. Die Führung ist interessant und ermöglicht einen kleinen Einblick in die Historie der Vinarija Aleksandrović. Im Shop des Weinguts kannst Du Dich mit den Weinen aus dem Portfolio eindecken, zum Beispiel Trijumf, Harizma, Varijanta, Regent oder Rodoslov.

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