Jedes Kind in Kuba kennt Baracoa – zumindest die Schokolade, die aus Baracoa stammt und deren Hauptzutat Kakao auf den hiesigen Plantagen geerntet wird. Das Städtchen selbst ist nicht ganz so bekannt. Zwar befindet es sich nicht am Ende der Welt, aber doch am Ende Kubas, ganz am östlichsten Zipfel der Insel. Entsprechend abgeschieden war die Gegend für lange Zeit. Vor der Revolution war Baracoa nur über den Seeweg erreichbar, erst mit dem Bau der Straße wurde Baracoa in den 1960er-Jahren zugänglicher. Und in den letzten Jahren kommen auch immer öfter Touristen, die die Stadt inmitten des tropischen Karibikparadieses als Basis für Entdeckungen und Abenteuer in der wunderschönen Natur nutzen.
Während meiner 3-wöchigen Rundreise durch Kuba war ich auch in Baracoa – und für mich waren die drei Tage in Kubas wohl grünster Stadt eines der Highlights der gesamten Tour. Was mir hier so gut gefallen hat? Das zeige ich Dir jetzt. Und vielleicht verliebst Du Dich ja auch so ein klitzekleines bisschen in Baracoa…
Baracoas Entdeckung damals und heute
„Diese Insel ist wohl die schönste, die Menschenaugen je gesehen.“
Im Jahre 1492 entdeckte Kolumbus auf seiner ersten Entdeckungsreise Kuba. Ob er in der Bahía del Miel, also der Bucht der heutigen Stadt Baracoa, oder doch eher 200 km westlich in der Bahía de Bariay erstmals kubanischen Boden betrat, ist bis heute noch nicht geklärt. Ein Eintrag in seinem Logbuch schwärmt jedenfalls von dieser Entdeckung, vom grün umrankten Flussufer, von Blumen und Früchten und dem süßen Gezwitscher der Vögel
Und Baracoa steht auch heute noch für unvergleichliche Natur mit einzigartiger, üppiger Vegetation. So stellt man sich die Karibik vor, wenn man in den heimischen vier Wänden sitzt und sich an einen palmengesäumten Strand mit glasklarem Wasser sehnt. Tropische Früchte, Kaffeepflanzen, Kakaobäume die bis ans Meer wachsen. Kein Wunder also, dass Baracoa auf Ökotourismus setzt. Zu den beliebtesten Aktivitäten zählen Radtouren, Wanderungen oder mehrtägige Trekkingtouren im Humboldt-Nationalpark oder die Besteigung des El Yunque, Führungen durch Plantagen und Fincas oder Touren entlang der Flüsse.

Anreise: So kommst Du nach Baracoa!
Ich bin 2012 durch Kuba gereist, kurz zuvor war Hurricane Sandy über die Insel gefegt. Daher wurde die Reiseroute geändert, da Santiago de Cuba hart getroffen und schwer verwüstet war, übernachteten wir stattdessen in Holguin. Von Holguin aus fuhren wir dann im Hinterland an Santiago vorbei, wo man die von Sandy verursachten Schäden deutlich sehen konnte, weiter nach Baracoa.

Die Anreise nach Baracoa ist beschwerlich, lange Zeit war die Stadt nur vom Meer aus erreichbar. Erst Fidel Castro holte Baracoa aus einer Art Dornröschenschlaf, indem er nach der Revolution in den 1960er-Jahren die lange ersehnte Straße baute. Der immergrüne Regenwald und das Gebirge „Sierra del Purial“ machten dies zu einem schwierigen Unterfangen. „La Farola“ – der Leuchtturm – heißt die Straße, die Baracoa nun mit der Außenwelt verbindet und sich über unzählige Serpentinen bis zum Pass Alto de Coltillo hochschraubt. Der Name soll daher stammen, dass manche Abschnitte wie Lichtstrahlen im dunklen Regenwald erscheinen. Mindestens fünf Stunden braucht man für die rund 280 km von Santiago de Cuba bis Baracoa. An einigen Stellen gibt es Aussichtspunkte, an denen man atemberaubende Ausblicke über die Regenwälder bis hin zum Meer hat. Verkäufer bieten Bananen, Guaven, Mangos, Orangen oder Gebäck und Getränke an – manchmal auch recht hartnäckig.


Nach dem Überwinden des Passes geht es nur noch bergab, doch es dauert noch eine Weile, bis man Baracoa erreicht. Das erste, was Du von Kubas östlichster Stadt siehst, ist das Wahrzeichen von Baracoa: Der Tafelberg El Yunque („Der Amboss“) diente schon den Seefahrern als Orientierung.
Übrigens: Mit dem Flugzeug kann man per Inlandsflug von Havanna aus den Regionalflughafen Aeropuerto Nacional Gustavo Rizo ansteuern. Die Busgesellschaften Viazul und Astro bieten z.B. Fahrten von Santiago de Cuba und Havanna an. Der nächstgelegene Bahnhof Guantánamo ist 150 km von Baracoa entfernt.
El Yunque – Baracoas Wahrzeichen
Rund 600 m hoch ist das Plateau des El Yunque. Der wuchtige Tafelberg scheint förmlich über Baracoa zu schweben. Die Lage des Hochplateaus über dem Regenwald ist einzigartig: Hier ist eine einmalige, z.T. endemische Tier- und Pflanzenwelt zu finden. Es gibt ein kleines Informationszentrum (ca. 7 km außerhalb von Baracoa). Angeboten werden verschiedene geführte Wanderungen, u.a. auch zu einem Wasserfall, wo Du in einem Naturpool baden kannst. Den einst hier lebenden Taíno war der Berg heilig, für die spanischen Seefahrer war er eine weithin sichtbare Orientierungshilfe.

In den Straßen von Baracoa
Rund 50.000 Menschen leben in Baracoa. Lebensmittelpunkt des Städtchens ist die baumbestandene Plaza de Independencia. Gleich dahinter steht die Kirche Iglesia de Nuestra Senora de Asunción. In ihrem Inneren ist ein mehr als 500 Jahre altes Holzkreuz zu bestaunen, das Kolumbus aus Spanien mitbrachte.

Am Plaza de Independencia findest Du auch das Casa del Chocolate, wo Du Dir die Spezialität des Hauses nicht entgehen lassen solltest: Eine extrem leckere heiße Schokolade – natürlich mit echtem Baracoa-Kakao.

Frisch gestärkt kannst Du dann durch die historische Altstadt bummeln. Oder schau doch mal in einige der Kunstgalerien. Die Uferstraße El Malecón erstreckt sich über die gesamte Länge der Stadt. Hier findet samstags übrigens auch ein Bauernmarkt statt.
Am Ende des Malecón liegt die Festungsanlage „Fortaleza la Matachíne“, heute befindet sich darin das Museo Provincial, das einen Überblick über die Geschichte der Region gibt. Eine weitere kleine Festung ist das „Fuerte de la Punta“ am nordwestlichen Ende des Malecón, wo heute ein Restaurant untergebracht ist. Auf einem Hügel im Stadtzentrum ist dann nach das „Castillo de Seboruco“ mit guter Sicht über die gesamte Bucht – diesen Blick genießen heute die Gäste des Hotels „El Castillo“. Alle drei Festungsanlagen wurden von den Spaniern zum Schutz vor Piraten erbaut.

Baracoas Strände
Playa Boca de Miel
Der Play Boca de Miel ist der Hausstrand Baracoas. Hier mündet der Rio Miel, der „Honigfluss“ ins Meer. Es heißt, dass jeder, der im Rio Miel schwimmt, immer wieder an seine Mündung zurückkehrt. Dies geht auf eine Legende zurück, die sich um den Fluss rankt: Ein Taíno-Mädchen soll so sehr um ihren Liebsten, der die Stadt verlassen wollte, geweint haben, dass ihre Tränen den Fluss ansteigen ließen. Ihr Liebster war davon so berührt, dass er blieb und sie heiratete. Und sie lebten glücklich bis in alle Ewigkeit…
Playa Maguana
Der ca. 20 km westlich von Baracoa gelegene Playa Maguana ist wohl der bekannteste Strand Baracoas. Dem Strand vorgelagert ist ein Korallenriff, so dass hier auch Schnorchler auf ihre Kosten kommen. Palmen säumen den weißen Sandstrand, das Meer schimmert in den verschiedensten Türkistönen. Im Hotel-Restaurant Villa Maguana kannst Du im Schatten bei verschiedenen Cocktails relaxen, sehr lecker essen und in der zugehörigen wunderschönen kleinen Bucht schwimmen.
Playa Duaba
Wild und ursprünglich ist die Playa Duaba mit ihrem dunklen Sand und dem dicht bewachsenen Regenwald. Die Wellen spülen hier oft Treibgut an. Der Strandabschnitt hat aber auch historische Bedeutung: 1895 landeten hier die Generäle Antonio Maceo und Flor Crombet. Von hier aus zogen sie in den zweiten Unabhängigkeitskrieg. Ein Gedenkstein soll daran erinnern.

Kakao, Kokosnüsse & Co.
In Baracoa bekommst Du Einblicke ins kubanische Landleben. Finca-Touren führen zu Plantagen, auf denen Bananen, Kakao und Kokosnüsse angepflanzt werden. Die Plantagen werden häufig von Kooperativen bewirtschaftet. Du siehst, wie die Campesinos leben und arbeiten – zum Teil unter recht schwierigen Bedingungen. Bei einem Spaziergang durch die Plantagen lernst Du etwas über Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung der Pflanzen und Früchte.
Ich habe eine halbtägige Finca-Tour mitgemacht. Der kleine Spaziergang durch die Plantagen war unheimlich interessant. Wusstest Du z.B. wie ein Kakaobaum aussieht und dass seine Blüten direkt am Stamm wachsen? Natürlich durften wir auch von der frischen Kokosmilch probieren. Eine weitere Station war das Häuschen einer älteren Frau, die uns zeigte wie sie Kakao zu Schokolade weiterverarbeitet. Natürlich konnte kaum einer widerstehen und so fand Schokolade in den verschiedensten Formen – von der Blockschokolade über riesige Schokokugeln bis zum Kakaopulver reißenden Absatz. Aber auch die selbst hergestellte Kakaobutter, die in leere Pillendöschen aus der Apotheke abgefüllt wurde (und nur unter Einsatz einer Nagelfeile oder ähnlichem wieder herauszupulen ist), oder Kokosöl sind beliebte Souvenirs.
Flusswanderung im Rio Yumuri
Nach der Finca-Tour sollte der abenteuerliche Teil des Tages beginnen. Unser Bus bringt uns in das idyllische Fischerdorf Boca de Yumuri. Der Name des Dorfes ist Programm: Es liegt genau an der Mündung des Flusses Rio Yumuri. Das Dörfchen wirkt verschlafen. Am Strand laufen Schweine auf und ab und wühlen im Treibgut. Unter einer Brücke steigen wir in ein kleines Boot, mit dem wir an steilen Felswänden vorbei flussaufwärts fahren. Bis zu 180 m tief ist der Canyon. Zwei Hunde folgen schwimmend unserem Boot, anscheinend wissen sie wo es hingeht.
Schon nach kurzer Fahrt heißt es wieder „Aussteigen!“. Von hier geht es zu Fuß im Flussbett weiter. Das Wasser des Rio Yumuri ist frisch. An manchen Stellen ist es seicht, an anderen reicht das Wasser fast bis zur Hüfte. Die beiden Hunde begleiten uns immer noch und auch ein paar Jugendliche aus dem Dorf schließen sich unserer Gruppe an.
Schließlich gelangen wir zu einer ruhigen Badestelle, das Wasser des Flusses schimmert grün. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, um zu relaxen und im Fluss zu baden. Irgendwoher tauchen auf einmal frische Kokosnüsse auf, die unser Guide gekonnt mit der Machete öffnet. Ich schlürfe die erfrischende Kokosmilch – und auf einmal wird klar, warum die beiden Hunde so eifrig mit uns Schritt hielten. Sie warten darauf, das Kokosnussfleisch aus der Schale heraus knabbern zu dürfen.
Natur pur: Alexander-von-Humboldt-Nationalpark
Leider hat mir die Zeit für einen Abstecher in den Nationalpark nicht gereicht – also ein Grund nochmal nach Baracoa zurückzukehren! Seit 2001 ist der Parque Nacional Alejandro de Humboldt UNESCO-Weltnaturerbestätte. Er zählt zu aufgrund seiner vielen endemischen Arten in Flora und Fauna zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten der Welt. Er ist auch der größte Nationalpark Kubas. Am besten lässt sich der Nationalpark zu Fuß erkunden. Dazu kannst Du einen Führer buchen, der Dir während der Wanderung auch mehr zu Flora und Fauna erklären kann und Dich auf Pflanzen und Tiere aufmerksam macht, die Du sonst gar nicht entdecken würdest.
Essen ganz privat: Paladares
In Baracoa findest Du eine ganze Reihe netter Restaurants. Doch etwas besonderes ist das Abendessen in einem Paladar, einem privaten Restaurant. Unsere Reiseleiterin führt uns zu einem solchen Privatrestaurant, das von außen gar nicht als solches zu erkennen ist. Wir werden im Wohnzimmer empfangen. Und dann wird kubanische Hausmannskost aufgetischt, es ist richtig, richtig lecker. Ein kleines Mädchen im Schlafanzug lugt neugierig um die Ecke, wird aber schnell wieder von Mama ins Bett gebracht. Und so sitze ich mit meiner Reisegruppe in einem kubanischen Wohnzimmer und wir werden deutlich besser bekocht als in so manchem Restaurant. Solltest Du die Gelegenheit haben, empfehle ich Dir das einfach mal auszuprobieren.
Übernachten in Baracoa
Casas Particulares in Baracoa
Es gibt auch einige Hotelanlagen in Baracoa. Doch die zahlreichen privaten Unterkünfte (Casas Particulares) sind natürlich viel authentischer. Ich bin mit einer Reisegruppe unterwegs, wir werden jeweils zu zweit oder dritt auf verschiedene Casas Particulares verteilt. Ich lande mit zwei Mitreisenden in einem Haus unweit des Malecón. Unsere Wirtin ist ein Schatz und bekocht uns natürlich wie üblich ganz wunderbar. Zum Frühstück gibt es frische Früchte in allen Variationen. Sie liest uns jeden Wunsch von den Augen ab. Ein Highlight ist auch die Dachterrasse des Hauses, von der aus man einen Blick über die Dächer von Baracoa hat.