Blaue Reise im Golf von Gökova

„Blaue Reise“ – der Name ist Programm: Eine Woche lang durchkreuzst Du auf einem Motorsegler das unendliche Blau des Meeres, ankerst in den schönsten Buchten zum Schwimmen und Schnorcheln, lässt die Seele baumeln und wirst von der Crew nach Strich und Faden mit türkischer Hausmannskost verwöhnt. Gulet werden die typischen Holzboote genannt.

Meine erste Blaue Reise habe ich im zarten Alter von 13 Jahren zusammen mit meinen Eltern unternommen. Es folgten viele weitere, mittlerweile gibt es kaum noch Routen, die ich noch nicht bereist hätte. Dieses Mal sollte es von Bodrum aus in den Golf von Gökova gehen. Eine Strecke, die wir bereits einmal vor über 20 Jahren befahren hatten. Umso gespannter war ich, ob ich noch etwas wiedererkennen würde und was sich vielleicht verändert hat.

Start der Blauen Reise in Bodrum

Vor Beginn der Blauen Reise haben wir noch etwas Zeit in Bodrum. Wir sind im Hotel Diamond of Bodrum untergebracht – der Blick auf die Bucht, den Hafen und die Festung von Bodrum ist spektakulär. Ein perfekter Start für unsere Reise. Den freien Tag bis zur Einschiffung nutzen wir für einen Bummel in die Stadt und genießen die stylische Terrasse mit ihrer herrlichen Aussicht.

Bodrum gilt als das St. Tropez der Türkei. Das Ortsbild ist geprägt von weiß gekalkten Häusern, an deren Wände sich die pink- bis lilafarbenen Bougainvilleen festkrallen. Aus dem einstigen Fischerdörfchen ist der Hot Spot an der Ägäis geworden. Wohlhabende Istanbuler und Touristen aus aller Welt verbringen ihren Urlaub hier, die Altstadt ist zur Flaniermeile geworden. Shops, Restaurants und Diskotheken reihen sich aneinander. Am Abend scheint hier alle Welt auf den Beinen zu sein.

Es ist Mitte Juni, doch eine Hitzewelle hat das Land fest im Griff. Wir freuen uns auf unser Boot und hoffen auf eine frische Brise an Bord.

Mit einem Taxi fahren wir an den Liegeplatz im Hafen. Schnell sind wir eingeschifft. Weg mit den Schuhen und die Blaue Reise kann nun wirklich beginnen (die Schuhe werden in der Regel in einem Korb an der Gangway aufbewahrt). Wir bekommen eine kurze Einweisung und werfen gemeinsam mit dem Kaptan einen Blick auf unsere Route. Leider laufen wir an diesem Abend nicht mehr aus, sondern verbringen die Nacht im Hafen von Bodrum. Die Hitze ist nach wie vor drückend, von einem lauen Lüftchen keine Spur. Von den Diskotheken wummern die Bässe herüber. Wie gerne wären wir jetzt in einer ruhigen Bucht, wo nur die Zikaden und ein paar Ziegen die Stille stören würden!

Am nächsten Morgen stechen wir endlich in See. Der Kaptan manövriert unsere Gulet geschickt durch die dicht gedrängten Boote hindurch. Die Festung von Bodrum zieht an uns vorbei. Gökova, wir kommen!

Der Golf von Gökova – eines der schönsten Segelreviere der Türkei

Mit seinem sauberen, türkisblauen Wasser und der grünen Küstenlandschaft zählt der Golf von Gökova zu den schönsten Segelrevieren der Türkei. Seit 1988 steht das Gebiet unter Naturschutz. Es ist die Heimat von Tintenfischen und Delfinen sowie des seltenen Amberbaums. Die verträumten Badebuchten werden nur selten von kleinen Fischerdörfchen unterbrochen. Wo das Wasser am schönsten ist, halten wir um zu baden. Das Wasser schimmert in den schönsten Blautönen. Bei Sonnenuntergang sind die Hügel und das Meer in orangefarbenes Licht getaucht.

Vor Anker in Cökertme

Wir gehen vor dem Örtchen Cökertme vor Anker. Entlang des Kiesstrandes reihen sich einige Pensionen und Restaurants aneinander, im Hintergrund die bewaldeten Hügel. Am wacklig zusammen gezimmerten Bootssteg wiegen sich Yachten und Gulets sanft in den Wellen. Wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Landgang und spazieren die Bucht entlang und durch das verschlafene Dorf.

An Bord werden wir jeden Tag aufs Neue von der Crew verwöhnt. Der Duft der türkischen Hausmannskost weht aus der Kombüse und neugierig stecken wir immer wieder die Nase herein, um zu schauen, was es gibt.

Stille Wasser in Löngöz

Kaum ein Windchen kräuselt das Wasser in Löngöz. Die geschützte Bucht ist von grünen Wäldern umgeben. Die Zikaden zirpen lautstark vor sich hin. Am Ufer nimmt eine Kuh ein Kneippbad und kühlt sich die Hufe im Wasser. Man kann um die Bucht herumwandern. Auf der anderen Seite ist ein Freiluftrestaurant, wo man sich vor dem Rückweg im Schatten der Pinien erholen kann. Ich schwimme vom Boot aus hinüber und muss ein bisschen klettern, um an Land zu kommen. Die Wanderer bringt der Wirt Ali Baba persönlich mit seinem Boot zurück, ich schwimme nebenher.

Der Englische Hafen

Im Zweiten Weltkrieg ankerten hier in den ruhigen Gewässern der geschützten Buch die Schiffe der englischen Marine, daher der Name. An der Einfahrt in den hinteren Teil der Bucht werden die Segler von einer kleinen Meerjungfrau begrüßt. Wir gehen an Land und wandern um die Bucht. Alles grünt und blüht von Granatapfelbäumen bis zu Weintrauben.

Für die Nacht ankern wir in einer gegenüberliegenden Bucht. Das Meer ist samtig blau, ganz ruhig liegt unsere Gulet im Wasser. Mit der untergehenden Sonne lassen wir uns lange treiben. Mit einem Efes Bier als Sundowner begrüßen wir den Abend. Ich schlafe wie jede Nacht an Deck. Über mir nur die Sterne, die um die Wette funkeln, dazu das sanfte Schwanken des Bootes. Aufgeweckt werde ich, wenn die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergrücken hervorblinzeln und mich in der Nase kitzeln.

Kleopatras Strand auf der Zedern-Insel

Ihren Namen hat die Insel Sedir Adasi von den Zedern, die lange Zeit als Rohstoff für den Schiffsbau dienten. Doch die Insel war auch Schauplatz der Geschichte. Der römische Feldherr Marcus Antonius soll das Eiland im Golf von Gökova seiner Geliebten Kleopatra geschenkt haben. Der Legende zufolge soll er sogar den feinen weißen Sand extra aus Ägypten herangeschafft haben.

Wir haben Glück und gehen bereits früh am Morgen am Steg der Zederninsel vor Anker. In wenigen Minuten erreichen wir den Kleopatra-Strand mit seinem weißen Korallensand. Das Wasser schimmert hellblau bis türkis. Noch sind wir alleine, die Ausflugsboote sind noch nicht da. Und so können wir die Ruhe dieses magischen Orts genießen. Als die ersten Touristen eintreffen, ziehen wir uns in die schattigen Wälder zurück. Von oben hat man immer wieder herrliche Ausblicke auf die Bucht. Hier sind auch die Ruinen eines antiken Tempels und eines Theaters zu finden.

Into the Blue

Die Blaue Reise macht ihrem Namen wirklich alle Ehre. In allen Schattierungen zeigt sich das Meer von seiner besten Seite. Jede Bucht hat ihre eigene Schönheit und ihren eigenen Blauton. Auch unter Wasser. Denn beim Schnorcheln eröffnet sich eine ganz eigene Welt. Immer wieder ziehen Fischschwärme an mir vorbei.

Zurück nach Bodrum

Viel zu schnell ist die Woche vorüber. Eine letzte längere Überfahrt bringt uns zurück nach Bodrum. Das Meer ist bewegt, unser Boot kämpft gegen die Wellen an. Wir halten Ausschau nach Delfinen, doch leider vergeblich. Ich lege mich auf das oberste Deck, um die Aussicht zu genießen. An ein Herunterkommen ist bei diesem Wellengang nicht mehr zu denken. Aber schön ist es da oben allemal und so ist die Überfahrt ein schöner Abschluss unserer Blauen Reise bevor wir wieder in Bodrum einlaufen.

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