Domstadt Naumburg an der Saale: Reise ins Mittelalter

Naumburg an der Saale: Tipps und Sehenswürdigkeiten

Der Stadtgrundriss mit Bürgerstadt und Domfreiheit ist über die Jahrhunderte fast unversehrt erhalten geblieben – einzigartig in Deutschland. Durch die räumliche Trennung entwickelten sich beide Bereiche – die weltliche Siedlung genauso wie das geistige Zentrum rund um den Dom – getrennt voneinander. Der Dom ist zwar das unangefochtene Highlight eines Ausflugs nach Naumburg und das Wahrzeichen der Stadt, doch Du solltest Dir unbedingt auch genug Zeit nehmen für einen Bummel oder eine Stadtführung durch die historische Innenstadt, wo Du einige Sehenswürdigkeiten entdecken kannst.

UNESCO Weltkulturerbe Naumburger Dom

Gleich nach meiner Ankunft geht es zum Naumburger Dom St. Peter und Paul, der seit 2018 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und als Ausflugsziel ein wahrer Besuchermagnet ist. Schon von weitem sehe ich die vier Türme des Naumburger Doms – zwei sind im romanischen Stil errichtet, zwei entstammen der Gotik. Der Naumburger Dom zählt zu den herausragenden sakralen Kulturdenkmälern des europäischen Hochmittelalters und liegt an der Straße der Romanik, die historische Bauten in Sachsen-Anhalt miteinander verbindet. Der Grundstein für den Bischofssitz wurde bereits im Jahr 1029 gelegt. Im 13. Jahrhundert erfolgte der prachtvolle Ausbau.

Ich werde bereits erwartet: In einer äußerst fachkundigen aber mindestens genauso unterhaltsamen Führung darf ich einen Blick hinter die Kulissen werfen und bekomme dabei auch die ein oder andere Anekdote zu hören. Während ich mit meinem Guide durch den Dom, das Domschatzgewölbe, den Domgarten und den Kreuzgang streife, vergeht die Zeit wie im Fluge.

West- und Ostchor des Naumburger Doms

Die Chöre werden durch zwei hochmittelalterliche Lettner vom Kirchenschiff getrennt. Im Ostchor befindet sich der Hauptaltar und das liturgische Zentrum des Doms. Wuchtig und schwer wirken das mittelalterliche Chorgestühl und die riesigen Buchpulte. Aber auch ein Blick auf die Details lohnt sich: Die bronzenen Handläufe der Treppen hinauf in den Ostchor wurden vom Magdeburger Künstler Heinrich Apel gestaltet. Hier findest Du liebevoll gestaltete Figuren aus der Bibel und der Mythologie, die beispielsweise aus den Geschichten von Franz von Assisi stammen oder den beschwerlichen Weg der Menschen ins Paradies symbolisieren.

Besonders beeindruckend ist der Westchor. Der aufwändig gestaltete Westlettner ist der einzige Zugang zum Westchor.  Farbige Reliefs zeigen in acht dramatischen Einzelbildern die Passionsgeschichte. Höhepunkt des Westlettners ist die lebensgroße Kreuzigungsszene, die Christus als geopferten Menschensohn darstellt. Filigran gearbeitet sind die steinernen Pflanzendetails, sogar so detailgetreu, dass mehr als 30 Pflanzenarten exakt botanisch bestimmt werden können, beispielsweise Efeu, Weinblätter und Weinreben oder Kirschen. Die floralen Modelle dafür findest Du übrigens auch im „Garten des Naumburger Meisters“ wieder.

Der Naumburger Meister & die Stifterfiguren

Einzigartig sind die zwölf Stifterfiguren im Westchor, die vom „Naumburger Meister“ erschaffen wurden und ihn weltberühmt machten. Sie gelten als eine der herausragendsten Schöpfungen der europäischen Gotik. Die Skulpturen stellen zwölf Vertreter des Adels dar, die mit ihren Spenden den Bau des Naumburger Doms ermöglicht hatten. Was die Naumburger Domfiguren ausmacht ist nicht nur ihre außergewöhnlich künstlerische Qualität, sondern vor allem ihre Realitätsnähe, Lebendigkeit und Ausdrucksstärke – im 13. Jahrhundert eine absolute Sensation!

Die schöne Uta

Zu den Stifterfiguren des Naumburger Doms gehört auch die Skulptur der Markgräfin Uta, die als schönste Frau des Mittelalters galt. Sie stellt alle anderen Figuren in den Schatten: Mit einer faszinierenden Mischung aus Anmut, Entschlossenheit und Verletzlichkeit bleibt sie geheimnisvoll. Es heißt, die schöne Uta soll als Vorbild für die böse Königin in Walt Disneys Schneewittchen-Verfilmung gedient haben, was dazu führte, dass der Naumburger Dom weltbekannt wurde.

Die Heilige Elisabeth

Durch einen unscheinbaren Zugang geht es in die Elisabethkapelle. Elisabeth von Thüringen war eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters, sie opferte sich im Zeichen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke auf. In der Kapelle findest Du die älteste Steinskulptur der Heiligen, sie soll bereits kurz nach ihrer Heiligsprechung im Jahr 1235 entstanden sein. Die modernen, in aufwändigem Rot gestalteten, Glasfenster zeigen Szenen aus dem Leben der Heiligen.

Die Krypta

Ruhe strahlen die Gewölbe der Krypta aus – statt Prunk ist hier Schlichtheit angesagt. Die Krypta ist der älteste Teil des Naumburger Doms, sie stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Zwischen den romanischen Säulen hindurch wandert mein Blick auf den Altar mit seinem Kruzifix.

Das Domschatzgewölbe

Im Dom und Domschatzgewölbe befinden sich weitere kostbare, sakrale Kunstschätze. Schon beim Betreten des riesigen Gewölbes umschlingt mich eine mystische Stimmung. Zu den Highlights zählen die von Lucas Cranach d.Ä. geschaffene Maria Magdalena, die Johannesschale, mit dem – äußerst realistisch dargestellten – abgeschlagenen Kopf Johannes des Täufers oder das imposante, 60 Kilo schwere Chorbuch.

Der Domgarten

Fast einen Hektar groß ist der Domgarten, der zu den Gartenträumen von Sachsen-Anhalt gehört. Von historischen Mauern umringt können Naumburger und Besucher hier zwischen idyllischen Teichen und grüner Natur Spazierengehen und die Seele baumeln lassen. Im „Garten des Naumburger Meisters“ leuchten mir jetzt im Herbst die Quitten gelb entgegen, auch weitere heimische Pflanzen der Region Saale-Unstrut gedeihen hier. Eine ideale Vorlage für den Meister, der in Westchor und Westlettner die filigranen Blattwerke verewigte – noch dazu botanisch exakt!

Ebenfalls im Domgarten zu finden ist die KinderDomBauhütte. Ein tolles Projekt, das es Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen ermöglicht, im Rahmen von Kreativangeboten in die Welt einer mittelalterlichen Bauhütte einzutauchen.

Führungen durch den Naumburger Dom

Wenn Du lieber individuell auf Entdeckungstour gehen willst, solltest Du Dir einen Audioguide mitnehmen. Dann kannst Du in Deinem Tempo durch den Dom streifen, die einzigartige Architektur und die Kunstschätze bewundern oder durch den Domgarten und den Kreuzgang wandeln. Unbedingt empfehlen kann ich Dir die Domführung – dabei erfährst Du wissenswerte historische Fakten, aber auch unterhaltsame Anekdoten. Im Rahmen einer Führung kannst Du außerdem hinauf zu den Türmen des Doms oder in das geheimnisvolle Domstiftsarchiv. Für einen Abstecher hinauf zu den Domtürmen reicht bei diesem Besuch leider meine Zeit nicht aus.

Stadtrundgang durch Naumburg

Weil die Domführung so spannend ist und es mir schwer fällt, mich loszureißen, erreiche ich den vereinbarten Treffpunkt an der Touristeninfo am Marktplatz mit etwas Verspätung. Mein Gästeführer erwartet mich bereits, um mir die Sehenswürdigkeiten der Domstadt zu zeigen. Er nimmt mich mit auf eine Reise durch die Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Beim Streifzug durch die Naumburger Straßen und Gassen gilt es die Augen offen zu halten, denn architektonische Entdeckungen, einzigartige Bauwerke und spannende Details warten an jeder Ecke. Dazu wird aus dem Nähkästchen der Naumburger Stadtgeschichte geplaudert, gespickt mit kuriosen Erzählungen und Anekdoten.

Der Marktplatz von Naumburg

1517 legte ein Stadtbrand zahlreiche Häuser rund um den Marktplatz in Schutt und Asche. Beim Neubau wurden die Gebäude im Renaissance- und Barockstil wieder aufgebaut. Die Dachaufbauten dienten als Warenspeicher und zeugen von Naumburgs Zeit als Handels- und Messestadt. Die reich verzierten Bürgerhäuser sind Beleg für den Reichtum in früheren Jahrhunderten. In einigen der Bürgerhäuser waren historische Persönlichkeiten wie Luther und Kaiser Karl V. zu Gast.

Das Rathaus von Naumburg

Direkt am Marktplatz befindet sich das auffällige, denkmalgeschützte Renaissance-Rathaus, in dem die Stadtverwaltung von Naumburg ihren Sitz hat. Das historische Gebäude wird von Zwerchgiebeln gekrönt, kursächsische Wappen zieren das Hauptportal.

Die Altstadt von Naumburg

Der mittelalterliche Stadtkern war von einer Wehrmauer umgeben. Heute ist die Altstadt von einem Grüngürtel umgeben, der den Verlauf der früheren Stadtbefestigung markiert. Ein Stadtbummel durch die historische Innenstadt auf den Spuren des Mittelalters  lohnt sich auf jeden Fall, es gibt einiges zu entdecken. Durch die Straßen und Gassen geht es vorbei an geschichtsträchtigen Bürgerhäusern, mit zum Teil liebevoll gestalteten Häuserfassaden, die von früherem Reichtum zeugen.

Doch auch eine andere Seite der Geschichte spiegelt sich in Naumburg wider: Nach der Wende verließen viele Einwohner die Stadt, viele Gebäude verfielen nach und nach. Inzwischen hat sich das Blatt zum Glück gewendet: Etliche Häuser wurden bereits saniert und glänzen mit ihren schmucken Fassaden. Doch es finden sich auch immer wieder Bauten, bei denen sozusagen der Lack ab ist und die allmählich verfallen, es gibt einige Leerstände zu verzeichnen. Bleibt zu hoffen, dass die historische Bausubstanz erhalten werden kann und dass für diese historischen Gebäude wieder bessere Zeiten kommen werden.

Stadtkirche St. Wenzel und Hildebrandt-Orgel

Der Stadtrundgang führt mich zur Stadtkirche St. Wenzel, in die wir gerade noch so vor Schließung huschen dürfen. Im Innern der Kirche erwartet mich barocker Prunk: Sehenswert sind der barocke Hochaltar, zwei Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.Ä. oder die Grabplatte eines Pagen von Schwedenkönig Gustav Adolf. Doch der Höhepunkt von St. Wenzel ist die barocke Hildebrandt-Orgel von 1746. Als weltweit einzige authentisch erhaltene Bach-Orgel lockt sie Orgelfreunde aus der ganzen Welt nach Naumburg. Wie die Orgel klingt, kannst Du im Rahmen der Kurzkonzerte „Orgel punkt Zwölf“ erleben. Außerdem findet regelmäßig der „Internationale Orgelsommer“ statt.

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