Kein Wunder, dass es die Impressionisten immer wieder in die Normandie zog: Die Kreidefelsen der Côte d’Albâtre sind wirklich malerisch. Mein Roadtrip durch Frankreichs Norden führt mich aber auch zum beeindruckenden Klosterberg Mont-Saint-Michel, dessen charakteristische Silhouette schon von weitem erkennbar ist. Die raue Küste der Halbinsel Cotentin erobert mein Herz im Sturm. So abwechslungsreich die Landschaften auch sind, was mich auf meiner Rundreise mit dem Auto durch die Normandie begleitet, sind die lila Farbtupfer der Grasnelken, die überall an der normannischen Küste zu finden sind.
Routenplanung für meinen 5-tägigen Roadtrip durch die Normandie
Es ist Anfang Mai und dank des Feiertages an Christi Himmelfahrt nutze ich das verlängerte Wochenende mit Brückentag für eine kleine Auszeit in Frankreich. Mein Plan: Ich will ans Meer, mir den Kopf frei pusten lassen vom Wind. Mich zieht es in die Natur, ich möchte ein bisschen wandern und möglichst viel von der Küste sehen. Dabei meide ich größere Städte wie Rouen oder Caen und peile eher Kleinstädte oder urige Dörfer an. Fünf Tage habe ich Zeit, um auf meiner Rundreise mit dem Auto die Normandie zu erkunden. Wer hätte gedacht, dass ich mich dabei Hals über Kopf in diese schöne Ecke Frankreichs verlieben würde…
Von der Côte d’Albâtre bis zu den Landungsstränden
Meine Route führt mich zuerst an der Alabasterküste entlang. Ausgangspunkt ist Fécamp, von dort geht es weiter ins hübsche Fischerdörfchen Yport und nach Étretat mit seinen berühmten Kreidefelsen. Nächstes Etappenziel meines Normandie-Roadtrips ist der berühmte Klosterberg Mont-Saint-Michel, wo ich auf der Route de la Baie die Küste entlang fahre. Immer im Blick den Mont Saint Michel. Von Granville aus mache ich eine Bootstour zu den zauberhaften Iles Chausey – bei Ebbe liegen hier 365 Inseln und Felsen im Ärmelkanal, bei Flut sind dank des enormen Tiedenhubs von 14 Metern nur noch 52 davon zu sehen. Nachgezählt habe ich ehrlich gesagt aber nicht…
Nächstes Highlight ist die raue Halbinsel Cotentin: Nach einem Abstecher nach Pointe d’Agon folge ich mit dem Auto der Route des Caps von Barneville-Carteret über das Cap de La Hague bis nach Cherbourg – immer wieder mache ich Halt, um kurze Wanderungen auf dem Zöllnerpfad zu unternehmen und Leuchtturm für Leuchtturm einen Besuch abzustatten. Jetzt im Mai blühen überall an der Atlantikküste die Grasnelken – lila Farbtupfer, die sich mancherorts zu ganzen Blütenteppichen zusammenfinden oder die sich an schwindelerregenden Klippen in den Fels krallen. Mein nächstes Ziel ist Barfleur, das als eines der schönsten Dörfer Frankreichs gilt. Am letzten Tag meiner kleinen Rundreise durch die Normandie besuche ich die Austern-Hochburg Saint-Vaast-la-Hogue und die Landungsstrände.
15 Tipps für eine Rundreise durch die Normandie
Nur fünf Tage dauert mein Kurzurlaub im Norden Frankreichs – aber er ist bis zum Rand gefüllt mit jeder Menge Erlebnissen und Glücksgefühlen! Während meiner kleinen Rundreise gibt es immer wieder Momente, in denen mich kneifen muss, einfach weil es so unbeschreiblich schön ist.
Hier sind meine 15 Highlights, Tipps und Sehenswürdigkeiten in der Normandie:
Tag 1 meines Normandie Roadtrips: Entlang der Alabasterküste
Die Côte d’Albâtre ist bekannt für ihre spektakulären Kreidefelsen. Zwischen Le Tréport im Osten bis Le Havre im Westen erstreckt sich im Département Seine-Maritime auf über 100 km Länge die Alabasterküste. Charakteristisch für diesen Küstenabschnitt sind entzückende ehemalige Fischerdörfer, aber vor allem die steilen, weißen Felswände, die bis zu 100 Meter über dem Meer aufragen. Die Erosion hat teilweise bizarre Bögen erschaffen.
Die Kombination aus außergewöhnlichen Landschaften und diesem ganz besonderen Licht, das hier an der Küste herrscht, lockte Impressionisten wie Monet, Manet oder Degas an und die Kreidefelsen standen geduldig Modell. Daher gilt die Normandie als Wiege des Impressionismus. Auch heute noch kann man auf den Spuren der berühmten Maler wandeln. Beispielsweise auf den 12 Impressionistischen Routen, die zu den Impressionisten-Hot-Spots in der Normandie führen. Eine davon befindet sich zwischen Fécamp und Étretat.
Normandie-Tipp #01: Wanderung am Cap Fagnet
Nach einer kurzen Nacht kann ich es kaum erwarten, auf Erkundungstour zu gehen. Mein erstes Ziel an diesem Tag ist das Cap Fagnet oberhalb des Hafens von Fécamp, das mit 110 m Höhe der höchste Punkt der Côte d’Albâtre ist. Man kann von Fécamp hinauf wandern, doch ich habe an diesem Tag noch einiges vor. Daher schone ich meine Kräfte und fahre mit dem Auto hinauf. Oben gibt es einen Parkplatz, direkt gegenüber der Kapelle Notre-Dame du Salut. Vom Parkplatz erreiche ich schnell den ersten Aussichtspunkt, von dem ich hinabschaue auf den Hafen Fécamps. Ich überquere die Straße und laufe zur Kapelle – ich hätte gerne einen Blick hinein geworfen, doch die Tür ist verschlossen. Einst kamen die Seeleute und ihre Angehörigen den Pfad von Fécamp herauf gestiegen, um vor der Überfahrt nach Neufundland für eine erfolgreiche und sichere Reise zu beten.
Hinter der Kapelle Notre-Dame de Salut finden sich Überbleibsel aus dunklen Zeiten: Die bedrohlich wirkenden Bunker und Verteidigungsanlagen waren von der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs als Teil des Atlantikwalls errichtet worden. Doch dazwischen eröffnen sich immer wieder Ausblicke auf die Kreidefelsen, die steil zum Ärmelkanal herab stürzen.
Ich folge dem Küstenpfad weiter, über mir surren die Schwingen der Windräder. Der Himmel hat sich zugezogen, graue Wolken hüllen die Klippen immer mehr ein. Als die ersten Tropfen fallen, beschließe ich hinunter nach Fécamp zu fahren, um mir im Palais Bénédictine einige hochprozentige Tröpfchen als Souvenir zu kaufen.
Normandie-Tipp #02: Fécamp
Fécamp liegt auf halber Strecke zwischen Dieppe und Le Havre. Einst fuhren die Fischer des Hafenstädtchens bis nach Neufundland, um Kabeljau zu fangen. Mit Erfolg, denn Fécamp entwickelte sich zum wichtigsten Kabeljauhafen Frankreichs. Von dieser Zeit zeugen heute noch die Fischerhäuser am Hafen und das Musée des Terre-Neuvas et de la Pêche (auch bekannt als Fischereimuseum oder Neufundlandmuseum). Heute hat der große Yachthafen, der viele Touristen anzieht, der Fischerei den Rang abgelaufen.
Ich schlendere am Yachthafen vorbei und die Strandpromenade entlang. Natürlich haben die impressionistischen Maler – allen voran Monet – auch in Fécamp Station gemacht. Hinweisschilder zeigen die Gemälde vor der Originalkulisse. Der Nieselregen will nicht aufhören und vom Ärmelkanal her weht ein kalter Wind. Zeit, mich etwas aufzuwärmen!
Der historistische Palais Bénédictine aus dem 19. Jahrhundert ist heute ein Kunstmuseum mit mittelalterlicher sakraler Kunst. Hier befindet sich auch die historische Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine, die man auch besichtigen kann. Der Benediktiner-Likör ist das bekannteste Produkt des 20.000 Einwohner Städtchens. Leider ist gerade Mittagspause, als ich vor Ort bin – aber immerhin hat der Shop geöffnet und meine Normandie-Souvenirs sind gesichert!
Normandie-Tipp #03: Zauberhaftes Fischerörtchen Yport
Nachdem Fécamp sich hinter grauen Wolken versteckt hatte, kommt in Yport zum Glück endlich die Sonne zum Vorschein. Ich parke mein Auto in der Nähe der Kirche und schlendere Richtung Meer. Die steilen Kreidefelsen der Alabasterküste umschließen Yport auf beiden Seiten. Bei Ebbe gelangt man auf die Muschelbänke unterhalb der Falaises. Auf dem Kiesstrand liegen bunte Boote und geben ein schönes Fotomotiv ab. Genauso wie die kleinen Badehäuschen, die in Reih und Glied stehen und hinaus auf den Ärmelkanal blicken. Motive haben auch schon die Impressionisten in Yport gefunden und in ihren Gemälden festgehalten.
Nach einem Spaziergang am Strand von Yport entscheide ich mich für das Restaurant Le Petit Saint-Pierre. Die windgeschützte Terrasse bietet einen tollen Meerblick und die Moules à la Normande finde ich sehr lecker. Natürlich gibt es dazu einen Cidre – typisch Normandie. So wird aus der geplanten kurzen Pause ein ausgedehnter Besuch und ich hätte es sogar noch länger aushalten können. Doch da ich an diesem Nachmittag noch Étretat erkunden will, reiße ich mich schweren Herzens von meinem Platz an der Sonne los…
Normandie-Tipp #04: Étretat und seine berühmten Kreidefelsen
Nächster Halt und ein absolutes Highlight meines Roadtrips: die fantastischen Kreideklippen von Étretat. Ich parke etwas außerhalb und lasse mich mit den vielen anderen Besuchern durch die Gassen in Richtung Meer treiben. An der Strandpromenade herrscht Trubel: Ein Karussell und Eisverkäufer sind Anziehungspunkte für Familien mit Kindern. Sonnenhungrige flanieren die Promenade entlang oder haben sich bei dem schönen Wetter ein Plätzchen am Kiesstrand gesucht, um dem Meeresrauschen und dem Klackern der Kieselsteine zu lauschen. Hauptattraktion von Étretat sind die Falaises, die Kreidefelsen, welche dem Ort auf beiden Seiten einen malerischen Rahmen geben. Die Erosion hat hier ganze Arbeit geleistet und einzigartige Formen erschaffen.
Ein Strom von Menschen hat sich auf den Weg gemacht, um die berühmten Klippen zu erkunden: Entlang der Steilküste der Falaises d’Étretat verläuft der Zöllnerweg und belohnt Spaziergänger und Wanderer immer wieder mit spektakulären Ausblicken.
Traumhafte Ausblicke: Falaise d’Aval, Aiguille und Manneporte
Auch wenn Étretat sehr touristisch und überlaufen ist, ich genieße jeden einzelnen Moment. Eine kleine Wanderung führt mich zu den Klippen im Westen des Ortes. Der Weg steigt recht steil an, schnell bin ich außer Atem und die sommerlichen Temperaturen tun ihr Übriges. In den nötigen Verschnaufpausen sauge ich das Panorama in mich auf. Je weiter ich komme, desto ruhiger wird es allmählich. Ich suche mir ein ungestörtes Fleckchen, setze mich ins Gras und genieße die Aussicht über die Klippen und das grün-blau schimmernde Meer.
Unter mir befindet sich der natürlich Brückenbogen Porte d’Aval, die aussieht als ob ein Elefant seinen Rüssel ins Meer tauchen würde, und die 55 Meter hohe Felsnadel Aiguille d’Aval. Mein Blick wandert hinüber auf die andere Seite der Bucht mit der Porte d’Amont, die ich später noch ansteuern werde. Auf dem Küstenweg wandere ich vorbei am Strand Plage de Jambourg in Richtung La Manneporte, einem weiteren charakteristischen Felsbogen der Côte d’Albatre.
Zum Sonnenuntergang an die Falaise d’Amont
Am späten Nachmittag ist mein Ziel die Ostseite der Kreidefelsen von Étretat, die 74 Meter hohe Steilküste Falaise d’Amont. Auf deren Plateau überblickt die Kapelle Nôtre-Dame-de-la-Garde die Alabasterküste. Sie ist der Schutzpatronin der Seeleute gewidmet. Ebenfalls hier oben ist das Monument Nungesser et Coli zu finden, das an die beiden Piloten erinnert, deren Flugzeug „L’Oiseau blanc“ 1927 beim Versuch einer Atlantiküberquerung zum letzten Mal über Étretat gesichtet wurde. Leider reicht mir bei diesem Aufenthalt die Zeit nicht, um noch einen Abstecher zu den Jardins d’Étretat zu machen. Landschaftskunst und Ausblicke auf die Steilküste machen die Gärten zu einem magischen Ort, daher kommen sie auf meine Wunschliste für den nächsten Normandie-Urlaub.
Ich wandere ein Stückchen auf dem Küstenpfad Sentier Littoral und genieße die Aussicht, bevor ich zur Kapelle zurückkehre. Eigentlich hatte ich vor, mir von diesem Plätzchen aus den Sonnenuntergang anzuschauen, doch leider schieben sich die Wolken vor den Horizont und die Sonne verschwindet unspektakulär im Dunst über dem Ärmelkanal.
Übrigens: Da die Natur der Falaise d’Amont geschützt werden soll, wurde ein Renaturierungsprojekt ins Leben gerufen und der Parkplatz an der Kapelle im Frühjahr 2019 geschlossen. Von der Promenade führt ein steiler Weg nach oben auf die Klippen. Alternativ kommt man auch mit dem Touristenbähnchen nach oben.
Tag 2 meines Normandie Roadtrips: Rund um den Mont-Saint-Michel
Ich starte früh am Morgen von meinem Hotel in Fécamp, denn ich habe eine größere Strecke zurückzulegen: Es geht mit dem Auto quer durch die Normandie in Richtung Mont-Saint-Michel. Doch es ist Feiertag und da ich die Hauptbesuchszeit vermeiden will, mache ich zuerst eine kleine Wanderung auf dem Zöllnerpfad bei der Caban Vauban nahe Carolles. Und erspähe den Klosterberg aus der Ferne.
Normandie-Tipp #05: Wanderung Caban Vauban bei Carolles
Der schönste Kilometer Frankreichs – liegt er genau hier? Ich weiß es nicht, doch es heißt der französische Politiker Édouard Herriot habe dies über den Küstenabschnitt bei Carolles gesagt. Jedenfalls ist die Landschaft spektakulär: Auf dem Küstenpfad Sentier Littoral wandere ich von der Caban Vauban die Küste entlang in Richtung Saint-Jean-le-Thomas und auf kleineren Umwegen wieder retour. Was für eine Aussicht!
Es ist Feiertag und halb Frankreich scheint auf den Beinen zu sein. Doch schon nach kurzer Zeit wird der Pfad immer schmaler, nur noch vereinzelt begegne ich anderen Wanderern. Dabei ist auch die ein oder andere Kraxeleinlage über Felsen notwendig. Aber der Blick über die Bucht hinüber bis zum berühmten Klosterberg Mont-Saint-Michel, der fast scheint wie eine Fata Morgana, entschädigt für die Anstrengungen!
Normandie-Tipp #06: Route de la Baie
Von Carolles folge ich der Route de la Baie zum Mont-Saint-Michel. Hier gibt es immer wieder Aussichtspunkte, die einen kurzen Stop lohnen und den Blick auf die Bucht und den Klosterberg frei geben. Die Route de la Baie reicht von Granville bis nach Cancale in der Bretagne, sie soll eine der schönsten Straßen Frankreichs sein.
Normandie-Tipp #07: Die berühmte Klosterinsel Mont-Saint-Michel
Der sagenhafte Klosterberg Mont-Saint-Michel ist Frankreichs meist besuchte Sehenswürdigkeit. Seit 1979 gehört der majestätische Berg und die Bucht mit dem gewaltigen Tidenhub zum UNESCO Weltkulturerbe. Sage und schreibe 14 Meter beträgt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut – damit handelt es sich um die stärksten Gezeiten Europas. Kein Wunder, dass der Mont-Saint-Michel auch „La Merveille“, das Wunder, genannt wird.
Es ist später Nachmittag als ich parke. Vom Parkplatz würde auch ein Shuttlebus zum Mont-Saint-Michel fahren, doch ich gehe zu Fuß und genieße unterwegs das Panorama auf die langsam näher kommende Klosterinsel. Heute am Feiertag war die Insel sicher ein gefragtes Ausflugsziel, doch jetzt scheinen sich viele der Besucher bereits auf den Heimweg zu machen. Das hat den Vorteil, dass ich mich ganz in Ruhe durch die Gassen des Mont-Saint-Michel treiben lassen kann. Doch leider wird durch meine späte Ankunft die Zeit zu knapp, um das Kloster zu besichtigen. Ein weiterer Grund, um nochmal wieder zu kommen…
Ein perfekter Moment an der Route de la Baie
Gegen Abend, als meine Füße immer schwerer werden, kehre ich zurück zum Parkplatz und fahre mit dem Auto entlang der Bucht auf der Route de la Baie zurück nach Granville, wo ich übernachte. Dabei erwische ich genau den richtigen Zeitpunkt: Die Sonne geht unter und die Silhouette des Mont Saint Michel zeichnet sich am orangefarbenen Himmel ab. Minutenlang genieße ich das Schauspiel von einem kleinen Parkplatz aus. Der perfekte Abschluss für einen erlebnisreichen Tag in der Normandie!
Tag 3 meines Normandie Roadtrips: Granville und die Îles Chausey
Am Vormittag bummele ich bei strahlendem Sonnenschein durchs malerische Granville. Nachmittags nehme ich das Boot zur Inselgruppe Îles Chausey mitten im Ärmelkanal, die sich leider wolkenverhangen zeigen, deswegen aber nicht minder zauberhaft sind.
Normandie-Tipp #08: Granville
Granville liegt auf einem Felskap im Südwesten der Cotentin-Halbinsel. Einst war Granville nicht nur Fischerdorf, sondern auch Seeräuberhochburg. Heute ist das malerische Hafenstädtchen im Département La Manche bekannt als Badeort sowie für sein Thalassozentrum und das Kasino. Letzterem verdankt Granville den Spitznamen „Monaco des Nordens“.
Alte Festungsmauern umschließen die Oberstadt, Haute Ville, die sich ihren mittelalterlichen Charme bewahrt hat. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die moderne Unterstadt, Basse Ville, und die Häfen der Stadt. Ich begebe mich auf Erkundungstour durch die Gassen, genieße die Aussicht und wandere auf dem Küstenweg zum Pointe du Roc.
Normandie-Tipp #09: Îles Chausey im Ärmelkanal
Während der Vormittag in Granville noch sonnig war, ziehen sich pünktlich zur Abfahrt zu den Îles Chausey graue Wolken über dem Ärmelkanal zusammen. So habe ich das nicht bei Petrus bestellt – aber ich mache das beste daraus! Im Hafen von Granville steige ich auf die Fähre von „Jolie-France“, die Überfahrt dauert knapp eine Stunde.
Nach und nach tauchen immer mehr Inselchen auf. Manche sind nicht viel mehr als ein Felsbrocken. Insgesamt sollen es 365 Inseln sein, die zum Chausey-Archipel gehören. Zu sehen sind viele davon allerdings nur bei Ebbe, bei Flut sind gerade mal noch 52 davon sichtbar. Theoretisch wäre das für jeden Tag des Jahres eine Insel – oder eben für jede Woche des Jahres.
Insel-Sehenswürdigkeiten auf der Grand Île
Das Ausflugsboot legt an der Grand Île an, der einzig bewohnten Insel. Hier erwarten die Besucher wunderschöne Sandstrände, die alte Festung, das Schloss Renault, die Kapelle und ein Fischerdorf. Auch ein Hotel, ein Restaurant und ein kleiner Laden gehören zur Insel. Über allem wacht der Leuchtturm mit seinem grünen Dach. Auf schmalen Pfaden umrunde ich die Insel und genieße die Natur des Insel-Archipels. Der Ginster blüht und verströmt seinen zarten Duft, der mich an Kokos erinnert. Auch die Grasnelken, die mich auf meinem Roadtrip durch die Normandie zu begleiten scheinen, gedeihen auf den Felsen. Überhaupt grünt und blüht alles auf den Îles Chausey!
Am späten Nachmittag heißt es Abschied nehmen von der Inselgruppe im Ärmelkanal. Den ganzen Tag über haben sich die grauen Wolken hartnäckig gehalten und auch den ein oder anderen Regentropfen fallen lassen. Erst auf der Rückfahrt nach Granville brechen einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und lassen das Meer rund um die Îles Chausey golden glitzern. Für einen kurzen Moment sehe ich weit entfernt einen Delfin mehrmals aus den Wellen springen. Vielleicht freut er sich genauso wie ich über die abendlichen Sonnenstrahlen…
Tag 4 meines Normandie Roadtrips: Unterwegs auf der Route des Caps durch den Cotentin
Von Granville aus fahre ich mit dem Auto Richtung Norden, wo ich zuerst eine kurze Wanderung am Leuchtturm am Pointe d’Agon mache und dann der Route des Caps bis zum Cap de la Hague folge. Mein Tagesziel ist das Fischerdorf Barfleur, wo ich in einer zauberhaften Ferienwohnung direkt am Hafen übernachte.
Normandie-Tipp #10: Kleine Dünenwanderung an der Pointe d’Agon
Mein erster Stop des Tages ist das Naturschutzgebiet Pointe d’Agon südlich von Agon-Coutainville. La Pointe d’Agon ist ein lohnenswertes Ausflugsziel für Wanderer und Naturliebhaber. Die Landzunge zwischen Meer, Dünen und Salzwiesen ist die Heimat einer außergewöhnlichen Flora und Fauna.
Der Leuchtturm am Pointe d’Agon ist ein roter Farbtupfer in der Landschaft. Besonders an diesem Tag, denn graue Wolken ziehen vom Meer herein. Bei meiner Wanderung durch die Dünen zum Strand leuchtet mir das Rot des Leuchtturms immer freundlich entgegen. So wie mir der Leuchtturm zwischen den hohen Gräsern in den Dünen als Orientierungspunkt dient, wies er schon den Schiffen, die den Naturhafen von Regnéville-sur-Mer anliefen, den Weg. Ich wandere durch die Dünen und am Strand entlang mit Blick auf die Austerbänke. Es ist Ebbe und trotz des trüben Wetters sind einige Spaziergänger am breiten Strand unterwegs.
Ein kleines Stück vom Leuchtturm entfernt, entdecke ich einen Steinkreis. Jedoch stammt er nicht aus prähistorischen Zeiten, sondern wurde 1976 als Denkmal für den normannischen Schriftsteller Fernand Lechanteur errichtet. Das ungewöhnliche Lechanteur-Denkmal besteht aus 32 Megalithen oder Hinkelsteinen aus Granit, die an die in der Bretagne verbreiteten Menhire erinnern, und mit einer Art Runen-Inschrift versehen sind.
Normandie-Tipp #11: Leuchttürme und Küstenpfade entlang der Route des Caps
Ein Roadtrip auf der Route des Caps, die von Barneville-Carteret bis nach Cherbourg reicht, führt die Küste entlang und ist bestens geeignet, um die faszinierende, wilde Natur des Cotentin zu entdecken: Raue Klippen, idyllische Buchten, pittoreske Häfen und Leuchttürme. Im Frühling bilden der gelb leuchtende Ginster und das zarte Lila der Grasnelken farbige Inseln in der sonst eher kargen Heidelandschaft. Die gut ausgeschilderte Strecke führt meist über kleine, kurvige Straßen, am Wegesrand triffst Du häufig auf die für die Normandie typischen Bocage-Hecken. Entlang der Route des Caps gibt es fast hinter jeder Kurve Neues zu entdecken. Schon eine Tagestour gibt Dir einen ersten Eindruck, aber genauso kann man hier einen ganzen Urlaub verbringen, ohne dass es langweilig wird.
Cap de Carteret: Klippen, Sandstrände und endlose Dünenlandschaften
Der hübsche Ferienort Barneville-Carteret ist Startpunkt der Route des Caps. Und gleich zu Beginn ein erster, kleiner Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes! Das Cap de Carteret ist ein ca. 40 m hoher Felsvorsprung, gegen den die Wellen tosen, gekrönt von einem weithin sichtbaren Leuchtturm. Bei klarem Wetter sieht man von hier oben aus sogar die Insel Jersey draußen im Ärmelkanal. Das Felsplateau ist ein Naturschutzgebiet, daher sollte man den markierten Küstenpfad, der sich um das Kap schlängelt, nicht verlassen. Das Cap de Carteret wird auf beiden Seiten von breiten, feinsandigen Stränden eingerahmt, die schier endlos erscheinen. Die Strandspaziergänger sehen winzig klein aus, fast wie Spielzeugfiguren. Rechter Hand, direkt nach der alten Ruine der Kirche Saint-Germain, liegen die Dünen von Hatainville, eine faszinierende Dünenlandschaft.
Nez de Jobourg: Wandern und Picknicken an den höchsten Klippen der Normandie
Weiter geht es zur nächsten Station meines Roadtrips: Die Nez de Jobourg, die mit 128 Metern Höhe zu den höchsten Felsen auf dem europäischen Festland gehören, solltest Du bei Deiner Fahrt auf der Route des Caps in Richtung La Hague nicht verpassen. Die Nez de Jobourg mit ihren steilen Klippen ist ein beliebter Aussichtspunkt – auch wenn bei dem bewölkten Himmel während meines Besuchs markante Punkte in der Ferne wie die Kanalinseln, das Cap de Flamanville oder der Leuchtturm von Goury im Dunst verborgen bleiben. Auf dem Küstenpfad Sentier Littoral wandere ich oberhalb der Steilküste in Richtung Baie d’Ecalgraine und genieße mit jedem Schritt die Aussicht.
Als ich nach meiner kurzen Wanderung zum Parkplatz bei der Nez de Jobourg zurückkehre, ist es Zeit für eine kleine Stärkung. Am Morgen habe ich mich unterwegs mit normannischen Leckereien eingedeckt und breite nun mein Picknick auf einer Mauer aus: Frisches Baguette und zartschmelzender Camembert mit diesem wunderschönen Blick auf die Steilklippen der Nez de Jobourg, da schmeckt es gleich nochmal so gut!