Astypalea ist ein unbekanntes Juwel der Ägäis, gelegen zwischen Dodekanes und Kykladen. Hierher kommen vor allem Griechen, nur wenige Touristen haben die Insel bislang für sich entdeckt. Daher findest Du hier noch ein Stück ursprüngliches Griechenland. Die ca. 1.200 Bewohner sind eng mit ihren Traditionen und ihrer Heimat verwurzelt. Kein Wunder, dass Astypalea daher auf sanften, alternativen Tourismus setzen will. Dazu zählen unter anderem Wanderer, die auch außerhalb der Hochsaison im August auf der bergigen Insel auf Schotterstraßen und Ziegenpfaden auf Erkundungstour gehen können und ein kleines Naturparadies vorfinden.
Astypalea: Der Schmetterling der Ägäis
Auf den ersten Blick bietet Astypalea nur eine recht karge Landschaft. Doch bei näherem Hinschauen entdeckt man hohe Berge, grüne Täler, wilde Kräuter, Höhlen, Lagunen, einsame Buchten und kleine Klöster oder Kirchen weit draußen auf dem Land. Astypalea besteht aus zwei Teilen, deren Form einem Schmetterling gleicht. An der engsten Stelle bei Stenos sind seine Flügel durch eine nur 105 m breite Landzunge verbunden. Exo Nisí und Mésa Nisí, also äußere und innere Insel, so heißen die Flügel des Schmetterlings. Auch wenn die Vegetation auf den beiden Flügeln unterschiedlich ist, eines haben sie gemeinsam: Den Duft der wilden Kräuter. Oregano, Salbei und Thymian bedecken die Berghänge. Sie sind in der regionalen Küche unverzichtbar, ob als Gewürz oder als Tee. Auch wilden Safran sammeln die Inselbewohner in den Bergen und verarbeiten ihn zu schmackhaftem Gebäck, das typisch für Astypalea ist und sich auch bestens als Wanderproviant eignet.
Wandern auf Astypalea
Es gibt nur wenige Asphaltstraßen auf Astypalea, Schotterstraßen und Pfade führen in die abgelegeneren Teile der Insel. Die urwüchsige Landschaft von Astypalea bietet sich fast überall zum Wandern an. Gut zu wissen: Auf Astypalea gibt es keine Schlangen – dafür wirst Du aber mit großer Wahrscheinlichkeit Ziegen und Schafen begegnen. Viele Buchten und Strände sind etwas abgelegen, lassen sich aber im Rahmen einer Wanderung erreichen. Eine Buslinie verbindet die Orte und Strände miteinander, so dass Du die Haltestellen ebenfalls als Ausgangspunkt für Deine Wanderung nutzen kannst. Am flexibelsten unterwegs bist Du jedoch mit dem Mietwagen oder Roller.
Wanderung beim Kloster Agios Ioannis
Als wir uns auf den Weg in die Berge machen, ist der Himmel bedeckt. Dunkle Wolken hängen schwer an den Gipfeln, das Meer leuchtet nicht mehr tiefblau wie in den letzten Tagen, sondern ist trüb-grau. Bettina Mohn, die bereits seit 20 Jahren auf Astypalea lebt und mit der Frauenkooperative Rodia 12 wunderbar kreative Aufstriche aus lokalen Produkten fertigt und Kochkurse anbietet, begleitet uns in die Berge. Unser Ziel ist das Kloster Agios Ioannis im Südwesten der Insel, der Startpunkt unserer kleinen Wanderung. Mit dem Mietwagen starten wir in Livadi, wo wir zuvor in Bettinas Garten eine Einführung in die Kräuter- und Pflanzenwelt der Insel bekommen haben.
Aussichtspunkt Palíomylos
Auf Schotterstraßen fahren wir vorbei an der alten Windmühle, Palíomylos, die oberhalb der Chora auf dem Bergrücken thront. Hier solltest Du unbedingt kurz anhalten und die Aussicht genießen: Auf der einen Seite blickst Du hinab auf die weißen Häuser der Chora und Pera Gialos, darüber liegt majestätisch die Burg. Auf der anderen Seite erstreckt sich unter Dir die zerklüftete Küstenlinie mit ihren Buchten und Inseln.
Durch Astypalea’s Bergwelt
Allmählich wird die Schotterpiste unwegsamer, ein Jeep ist hier ratsam. Doch auch mit einem Kleinwagen lässt sich die Strecke bewältigen, allerdings kommt man langsamer vorwärts und muss sich vorsichtig voran tasten. An einigen Stellen geht es steil bergab, wie gut dass uns auf dem schmalen Weg keiner entgegenkommt! In einer Kehre erkenne ich den Stausee und die grüne Ebene von Livadi unter uns. Ab und an beäugt uns eine Ziege neugierig vom Wegesrand aus.
Burgruine Palíokastro
Wir biegen um die letzte Kurve und Agios Ioannis liegt vor uns. Gegenüber des Klosters finden sich auch die Überreste einer byzantinischen Burg. Palíokastro – so der Name der Ruinen. Hier suchten in der Zeit der byzantinischen Herrschaft die Einwohner Schutz, während feindlicher Angriffe. 1537 legte der berüchtigte Pirat Barbarossa die Burg in Schutt und Asche. Heute stehen nur noch ein paar Mauern und man muss genau hinschauen, um zu erkennen, dass dies die Überbleibsel einer einst imposanten Burg sind.
Kloster Agios Ioannis
Malerisch liegt das weißgetünchte Kloster zwischen zwei schroffen Berghängen und schaut hinaus aufs Meer. Von hier hast Du eine wunderschöne Aussicht auf die vorgelagerten Inselchen. Von hier aus soll der Sonnenuntergang besonders schön sein. An diesem Tag ist es zwar wolkenverhangen, aber nicht weniger spektakulär. Auch ein Blick in das Innere des kleinen Klosters lohnt sich. Die Atmosphäre ist absolut friedlich, ich könnte ewig hier sitzen und aufs Meer raus schauen.
Aber schon bald geht es weiter. Auf schmalen, unbefestigten Pfaden steigen wir langsam nach unten. Achtung: Tore müssen wegen der Tiere unbedingt wieder geschlossen werden. Wir durchqueren einen kleinen Bachlauf und einen Bambushain auf unserem steinigen Weg nach unten. Bettina will uns in dieser Abgeschiedenheit geheime, verlassene Gärten zeigen. Hier wachsen neben allerlei Kräutern unter anderem Oliven, Kaktusfeigen, Granatäpfel, Zitronen und Quitten.
Übrigens: Wer dem kaum sichtbaren Pfad weiter nach unten folgt, gelangt an einen kleinen Wasserfall und schlussendlich zu einem Strand, der ebenfalls Agios Ioannis heißt. Allerdings muss man dann auch wieder den steilen Weg nach oben kraxeln…